Zahnbehandlung

Das Gebiss des Pferdes ist ursprünglich darauf ausgerichtet, hartes Steppengras abzubeißen und zu zermahlen, wobei Pferde in der Wildbahn den ganzen Tag damit beschäftigt sind, verwertbares Gras zu suchen und zu fressen. Bei heute üblichen Haltungsformen bekommen die Pferde hingegen zwei- bis dreimal täglich weicheres und energiereicheres Futter. Da beim Zermahlen dieser Nahrung die Seitwärtsbewegung des Kiefers verringert ist, wird die Bildung von scharfkantigen Haken an den Backenzähnen und die nicht ausreichende Abnutzung der Schneidezähne begünstigt. Als mögliche Folge haben die Backenzähne beim Zermahlen des Futters einen zu großen Abstand und können erst bei einer zu weiten Seitwärtsbewegung, welche die Kiefergelenke stark belastet, in Kontakt gebracht werden.
Da der Oberkiefer der Pferde breiter als der Unterkiefer ist, entstehen scharfe Haken meistens am Oberkiefer außen und am Unterkiefer innen. Diese spitzen Kanten können die Backenschleimhaut und die Zunge verletzen. Besonders können diese Verletzungen hervorgerufen werden, wenn die Backenschleimhaut durch das Reithalfter oder die Zunge durch das Trensengebiss gegen scharfkantige Zähne gedrückt werden.

 

 

Weitere Probleme können bei jungen Pferden (unter 5 Jahren) im Zuge des Zahnwechsels auftreten. Lockere Milchzahnkappen können sehr stören, wobei es gerade in der Zeit, in der mit der Arbeit begonnen wird, wichtig ist, dass keine unnötigen Schmerzen bestehen.
Auch die Kontrolle auf vorhandene Wolfszähne sollte idealer Weise schon erfolgen, bevor das erste Mal ein Trensengebiss im Maul des Pferdes liegt. Bei Wolfszähnen handelt es sich um rudimentäre (verkümmerte, zurückgebildete) Zähne aus der Entwicklungsgeschichte des Pferdes, die zumeist mehr Kummer als Nutzen bereiten. Sie liegen direkt vor dem ersten Backenzahn (P2) und damit genau dort, wo auch das Trensengebiss aufliegt. Zum einen sollte auch hier vermieden werden, dass das Pferd durch vorhandene Wolfszähne gestört wird, zum anderen besteht ebenso die Gefahr, dass ein Wolfszahn durch die Einwirkung des Trensengebisses bricht.
Die bleibenden Pferdezähne schieben sich jährlich etwa 2 bis 3 mm aus dem Zahnfach heraus und nutzen sich sowohl durch die Nahrung als auch durch gegenseitigen Abrieb ab. Bei fehlerhafter Kieferstellung (Über- oder Unterbiss) oder wenn ein Zahn fehlt, kann dieser Abrieb nicht oder nicht vollständig erfolgen und es kann zu langen Haken oder sogenannten Meißelzähnen kommen, die zum einem die Kieferbeweglichkeit einschränken und schlimmstenfalls dazu führen können, dass die Pferde sich in den Kiefer beißen. 
Bei Pferden zwischen 2,5 bis 5 Jahren ist es daher sinnvoll eine halbjährliche Kontrolle und gegebenenfalls Behandlung des Gebisses durchzuführen, wohingegen bei Pferden die älter als 5 Jahre sind in der Regel eine jährliche Zahnkontrolle und -korrektur ausreichend ist.
 
Symptome, die auf Zahnprobleme hindeuten können sind:

 

- Rittigkeitsprobleme:
- Pferd lässt sich schlecht stellen
-  nimmt das Gebiss beim Reiten nicht an
- wehrt sich gegen die Hand
- lässt sich schlecht auftrensen


Veränderte Futteraufnahme:
- Langsames und schlechtes Fressen
- abnorme Kaubewegungen (keine mahlenden Seitwärtsbewegungen)
- Futter fällt aus dem Maul
- Wickel kauen
- Schmatzen
- übermäßiges Speicheln
 
Schlechter Allgemeinzustand:
- Abmagern
- stumpfes Fell
- schlechte Kondition
 
Weitere Symptome:
- Ungenügend zerkleinerte Partikel im Kot
- Verstopfungskoliken
- Schlundverstopfung
- Mundgeruch
- Kopfschiefhaltung
- Schwellungen im Kopfbereich
- einseitiger Nasenausfluss
 
Die regelmäßige und professionelle Untersuchung und Behandlung des Pferdegebisses hat gerade in den letzten Jahren stark zugenommen, da sowohl von Seiten der Tierärzte als auch von Seiten der Pferdebesitzer erkannt wurde, dass die Zahngesundheit für die Leistungsfähigkeit des Pferdes von großer Bedeutung ist. Auch die Ausbildung von spezialisierten Tierärzten (Pferde-Zahnärzten) sowie Laien (Pferde-Dentisten) nimmt zu. 
Einige Pferde-Dentisten verwenden fast ausschließlich Hand-Zahnraspeln und schimpfen auf alle elektrischen Geräte. Kein Wunder, denn sie dürfen selber keine Pferde sedieren und ohne Sedation ist der Einsatz von Maschinen im Pferdemaul nicht zu verantworten, da dem Pferd bei der maschinellen Arbeit ohne Maulsperre und ohne  Sichtkontrolle mehr Schaden als Nutzen zugefügt wird. Pferde-Dentisten sind bei schwierigeren Behandlungen, bei denen Pferde sediert werden müssen, auf die sinnvolle Zusammenarbeit mit Tierärzten angewiesen. Eine gute Sedation bedeutet nur eine geringe Belastung für das Pferd, ermöglicht aber meistens eine gründlichere, ruhigere und ungefährlichere Behandlung.